Here we go: Ab heute heißt es tagtäglich bis zu den Wechseljahren (oder einem akuten Kinderwunsch), die Hormonbombe durchnehmen.
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Ich hatte heute, genau eine Woche nach der Op, einen Termin bei meiner neuen Frauenärztin. Top Frau! Ich habe in meinem Leben 3 Gynäkologinnen durch probiert. Zwei als Teenager, eine als Erwachsene. Bei allen drein muss ich im Nachhinein den Kopf schütteln, aber noch viel besser: Meine neue Frauenärztin schüttelte den Kopf, als ich die Geschichte erzählt habe. „Ich versteh es nicht. Wenn Frauen vorstellig werden und sagen, sie haben massive Schmerzen, muss man doch als Arzt hellhörig werden. Zumal die Erkrankung ja nicht erst seit gestern existiert.“ – Zitat der neuen Gyn. Da kann sich jeder vorstellen, wie ich mich gefühlt habe.
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Ich hatte einen Zettel mit Fragen dabei. Das erste Mal in meinem Leben. Vieles wusste ich ja schon, aber ein paar Fragen blieben nach der Op offen. Und siehe da: Von meinem Fragenzettel habe ich genau drei Fragen gestellt… den Rest hat sie von sich aus alles erzählt, ohne dass ich was sagen musste. Ich wurde so gut aufgeklärt wie noch nie. Traurig, wenn man überlegt, dass ich seit etwa 14/15 Jahren zur Gynäkologin gehe, wie sich heute herausstellte. Die neue Ärztin ist Nachfolgerin einer der Ärztinnen, bei denen ich früher war… und da war ich wohl zuletzt vor 13 Jahren. Da ich davor bei einer anderen Gynäkologin war, muss ich wohl doch schon seit 14/15 Jahren meine Periode bekommen und dementsprechend lange die Symptome schon haben… und ich hab zunächst 12/13 Jahre geschätzt.
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Nun ist der Plan, mir die Hormonbombe einzuwerfen, damit ich schmerzfrei durch‘s Leben gehen kann. Es heißt also nun für mich als Pillenablehnerin: Ausprobieren und Nebenwirkungen gegen Erleichterung abwägen und ggf neu überlegen. Ich bekomme nicht die klassische Pille. Mein Medikament ist nicht die Visanne, wie bei vielen anderen Betroffenen, sondern die Dinuve. Am Ende ist es der gleiche Wirkstoff, hat nur einen anderen Namen.
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Der Unterschied zwischen meinem Medikament und einer klassischen Pille liegt darin, dass mein Medikament offiziell nicht als Verhütungsmittel verkauft werden darf, sondern nur zur reinen Endometriosebehandlung zugelassen ist. Und entgegen dem „klassischen“ Pillenzyklus (von dem ich kaum noch mitbekomme, dass er existiert, wenn ich mir mein Umfeld anschaue), muss ich diese Pille durchnehmen. Bis ich tot umfalle… okay, der Teil ist gelogen. Tatsächlich „nur“ bis zu den Wechseljahren, denn dann sollte der Spuk der Endometriose nachlassen. Wenn man sich überlegt, wann die Wechseljahre im Durchschnitt einsetzen… das ist noch ganz schön lang hin.
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Alternativ dazu, könnte es auch irgendwann heißen: Ich habe einen Kinderwunsch. Dann setzt man das Medikament ab, versucht direkt eine Schwangerschaft „herbeizuführen“ (wenn das alles immer so einfach wäre, gäbe es wohl keine Kinderwunschzentren) und schaut dann nach der Geburt, wie die Endometriose sich verhält. Sollte eine direkte Schwangerschaft nicht möglich sein, so würde man mich an ein Kinderwunschzentrum verweisen. Zukunftsmusik, die noch sehr weit entfernt spielt, aber interessant das nochmal gehört zu haben.
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Nun wieder weg von meiner Hormonbombe, die ich nicht gerne nehme, aber ihr zumindest eine Chance geben will. Ab sofort darf ich mir nun für die Nacht einen Wecker stellen. Aktuell wache ich nachts immer mit heftigen Schmerzen auf, wenn die Blase voll ist… und das ist sie aktuell immer noch sehr schnell. Damit das nicht passiert, muss ich nun nachts regelmäßig aufstehen. Zumindest die ersten ein bis zwei Wochen noch. Danach sollte es sich eigentlich von alleine erledigen. Wenn nicht, müsste man abklären, ob die Blase bei der Op was abbekommen hat. Alternativ zum Wecker dürfte ich sonst jeden Abend eine Ibuprofen nehmen, bevor ich schlafen gehe, damit die Schmerzen nicht so schlimm sind. Aber nach dem jahrelangen Schmerzmittelkonsum, muss erstmal die „harmlosere“ Variante her, bevor ich mir jetzt jeden Tag wieder Schmerzmittel einwerfe.
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Auch bzgl begleitenden Therapieangeboten hat die Ärztin mich aufgeklärt. Die Klinik hatte im Brief zwar geschrieben, dass man mit mir über eine Reha gesprochen hätte… ist nur leider in Wirklichkeit nicht passiert. Das hat die Ärztin jetzt nachgeholt. Für jemanden, der sich über ein Jahrzehnt mit Schmerzmitteln zudröhnen musste, weil Ärzte alles für „ach so normal“ erklärt haben, ist das ja auch das Minimum, dass man mal drüber aufgeklärt wird, was man für Rechte als Patient hat. Sie sagt, dass man grundsätzlich mit Endometriose eher nicht die super Chancen hat, eine Reha genehmigt zu bekommen. Da ich allerdings so eine schwere Form habe und einen so schweren Verlauf, empfiehlt sie die Klinik nochmal drauf anzusprechen. Die wären zuständig. Wenn dabei nichts herumkommt, soll ich aber jeder Zeit Bescheid geben. Ich vertage dies auf Mitte Oktober, wenn ich meinen Termin zur Kontrolle in der Klinik habe und wir über die Darm-Op sprechen. Dann kann man ja frühzeitig dafür eine Reha beantragen. Denn ganz ehrlich? Die brauche ich mittlerweile dringend, alleine auf Grund meiner Psyche.
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Ich habe nun endlich einen Fahrplan. Wir alle kennen den Nahverkehr, der kommt gerne mal unpünktlich oder fällt komplett aus… aber der Fernverkehr funktioniert bis auf Ausnahmen, meist recht gut. So bin ich zumindest bisher immer ganz gut mit der Bahn durch‘s Land gefahren. So betrachte ich jetzt meinen Verlauf mit der Krankheit. Kann sein, dass es in naher Zukunft noch viele Hürden geben wird, aber wenn das langfristige Ergebnis stimmt, ist das okay.
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Zum Abschluss gibt es nochmal zwei Fotos. Da kann man mal sehen, was das für Bomben sind, die Betroffene sich einwerfen müssen. Und dann sind sie nicht mal in den Langzeitwirkungen erforscht.

