Ehe man sich versieht, ist die Zeit schon wieder vorbei geflogen, es sind drei Monte vergangen und es gibt eigentlich viel zu viel zu erzählen… eigentlich.
Ich bin ehrlich: Ich bin froh, dass der Blog gerade sehr leer bleibt, weil das bedeutet, dass es mir gut geht. Ich muss mir nicht mehr die Seele frei schreiben. im Gegenteil: Mir fällt es tatsächlich gerade schwer, diesen Eintrag zu schreiben. Das werdet ihr an den sehr unrunden Schreibstil erkennen. Meine Schreibskills lagen langen unbenutzt herum.
Trotzdem glaube ich, ist es nur fair, hier mal ein wenig aufzuarbeiten, was die letzten Monate los war.
Kurzfassung: Ich bin seit November in Psychotherapie, was mittlerweile so gut läuft, dass wir die Abstände zwischen den Sitzungen verlängern.
Im Januar hatte ich ein Gespräch in einer Schmerzklinik. Dazu gleich ausführlich.
Nebenbei ist meine Baustelle endlich weg, nachdem ich viele Monate mit einem Rohrbruch, bzw. seinen Folgen gelebt habe.
Damit mir körperlich aber nicht langweilig wird, war ich beim Zahnarzt: Physio für den Kiefer, Knirschschiene und eine dritte Weisheitszahn-Op waren das Ergebnis. Ich bin endlich alle Weisheit los. Hat ja nur insgesamt vier Jahre von der ersten bis zur letzten Op gedauert. 😉
Im Februar hab ich angefangen auf Twitch zu streamen. Wer also gerne mal vorbeischauen mag: twitch.tv/kleinekaeferin
Dazwischen wurde ein wenig gearbeitet…
Und dann kam der entscheidende Punkt in der ganzen Geschichte, der all diese Wirrungen verständlich macht.
Ich bin im Februar für zwei Wochen in einer Schmerzklinik gewesen. Dazu habe ich viel bei Instagram gepostet und ein Erfahrungsbericht auf YouTube folgt auch noch. Um es aber auch hier kurz thematisiert zu haben: Die zwei Wochen waren nicht nur gut und hilfreich, ich würde sie lebensverändernd nennen.
Ich habe viel über mich, meinen Körper, meine Ernährung und den Schmerz gelernt, womit ich einen Neustart wagen konnte. Neustart klingt so groß, aber so groß fühlt es sich auch an.
Nebst dem, dass es meiner Psyche unfassbar gut tat (ich konnt vor der Klinik nicht ohne Angst einkaufen gehen und jetzt? Ach… hier wird alles eingekauft, was ich mich Jahre nicht getraut habe), tat‘s den Schmerzen gut.
Ich habe vorher gesagt, ich würde gerne von einer 8, auf eine 5 runter. 10 ist der schlimmste Schmerz, den man sich vorstellen kann und 0 gar keiner. Ich hab vor der Klinik noch zur Therapeutin und zum Physio gesagt: „Schmerzfrei kann ich ja nicht werden, mit der Erkrankung.“ Und ja, in gewisser Art ist das auch richtig, dass die Endometriose bleibt und die Schmerzen immer Thema sein werden. Aber es macht einen Unterschied, ob sie nur kurz vorbeischauen und man sich davon nicht beeindrucken lässt, oder ob man auf Grund von Schmerzen nicht den Alltag bewältigen kann, den Job aufgibt und depressiv wird.
Ich bin seit zwei Wochen aus der Klinik raus, aber es fühlt sich jetzt schon an, als wäre es ewig her, so sehr bin ich in der neuen Routine drin. Morgens immer zur gleichen Zeit aufstehen. Egal, ob man frei hat. Frühstücken. Mittagessen. Einmal am Tag raus! Abendessen. Wenigstens jeden zweiten Tag Sport machen.
Neben all dem geht’s mir psychisch so gut wie vielleicht noch nie. Keine großen Ängste, keine Depressionen, keine Energielosigkeit. Im Gegenteil… ich kann so unbeschwert durch‘s Leben, wie lange nicht mehr. Einkaufen und mit ganz neuen Lebensmitteln aus dem Laden kommen. Anrufe tätigen ohne Emails zu bevorzugen. Wichtige, lästige Termine an fremden Orten wahrnehmen, auch, wenn’s keinen Spaß macht. Fremde Menschen kennenlernen. Mit Kollegen in der Freizeit treffen, weil man Bock hat raus zu kommen und soziale Interaktionen zu haben.
Meine Ernährung ist auch zehntausendmal besser… meine Fruktose- und Laktoseintoleranz bringen mich nicht mehr jeden Tag um. Ich könnt jetzt in Details gehen, die ich aber lieber allen erspare. Aber lasst es mich so sagen: ist schön, wenn man sein Essen nicht nach 10min schon wieder merkt, weil man‘s nicht verträgt.
Auch der „Endo-Belly“ ist so viel besser geworden. Ich gebe zu: Kohlensäure ist noch mein Endgegner, da komm ich noch nicht ganz von weg, aber es ist deutlich besser geworden.
Neben all dem hab ich jetzt wieder einen Grund für regelmäßigen Sport. Ich hab in der Klinik festgestellt, wie super unfit ich bin. Da ist gefühlt überhaupt keine Muskulatur und co an mir. Also habe ich mein Energiehoch und die Motivation in der Klinik genutzt… ich habe nun eine Personal Trainerin, die mir einmal die Woche hilft, wieder auf die Beine zu kommen und etwas fitter zu werden. So… Hallo an die Menschen, die von Instagram rüber kommen und sich diese Grütze hier tatsächlich durchgelesen haben. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet. 😉 Warum ich das lieber hier schreibe, als groß bei Instagram zu verkünden? Weil ich weiß, was es für Vorurteile mit sich bringt. Von den Schnöseln, die sich sowas erstmal leisten können müssen; über Unnötigkeit, weil man das alles ja auch günstiger im Studio oder zuhause haben kann, bis hin zu Kommentaren wie: „Wieso du? Was willst du damit? Ist doch Quatsch.“
Um mich zu rechtfertigen, auch wenn ich es nicht müsste: Meine Trainerin ist gar nicht sooo teuer. Also ja, es ist viel Geld, aber vor allem hab ich das Gefühl, ich bekomm was für mein Geld. Es lohnt sich! Dann soll‘s mir das wert sein! Ich will ja selbst auch für meine Arbeit angemessen entlohnt werden, wenn Leute sie für gut erachten. Ist umgekehrt also nichts anderes. Und ein Schnösel, der sich das mal eben leisten kann, bin ich ja nun auch wirklich nicht.
Warum für mich nur eine Personal Trainerin in Betracht kam und kein Studio oder co? Ich brauch jemanden, der mir zeigen kann was geht, meine Grenzen erkennt und mich aber auch an genau diese bringen kann. Ich bin kein Mensch für irgendwelche Fitnessstudios, wo ich alleine klar kommen muss, denn egal wie gut es mir aktuell geht: Zu viele fremde Menschen, in Situationen, in denen ich mich unwohl fühle, sind dann doch noch etwas zu überwältigend.
Meine Trainerin ist nicht nur eine super Liebe, die es sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, Frauen zu stärken, sondern sie strahlt dabei auch noch eine gewisse Sicherheit aus. Ich weiß, dass es da egal ist, wie ich aussehe, während ich schwitzig meine Übungen mache, sondern es geht nur darum, mir meinen Weg zu zeigen und mir zu helfen, eine bessere Version von mir selbst zu werden. Diese Sicherheit brauchte es auch definitiv um mich nicht vollkommen unwohl in meiner hautengen Sportleggings zu fühlen. Danke dir! Ich bin mir jetzt zu Beginn unserer Reise schon sicher, dass es die richtige Entscheidung war!
Außerdem lässt es sich den Schweinehund auch leichter überwältigen, wenn man weiß: „In … Tagen fragt deine Trainerin, was du die Woche über an Sport/Bewegung gemacht hast und dann solltest du irgendwas antworten können, ohne lügen zu müssen.“ Ja, ich mach das für mich, aber den Anfang zu finden, fällt halt leichter, wenn da jemand ist, der nachfragen wird. Und nach dem ersten Überwinden, freu ich mich mittlerweile, mich wenigstens alle zwei Tage, ein wenig auspowern zu können. Einmal die Woche mit Trainerin und den Rest halt zuhause alleine.
Warum ich das bisher nicht geteilt habe, obwohl es schon seit Wochen Thema bei mir war? Weil ich es eben erst machen wollte, bevor ich sagen konnte, dass es das richtige ist. So blöd es klingt: Ich wollte erst sicher sein, dass es sich lohnt, blöde Kommentare anzuhören, und mich zu verteidigen, bevor ich sowas teile. Was meint ihr, wieso meine Familie da wieder zuletzt von erfahren wird? Weil ich keine Lust habe wieder einmal etwas verteidigen zu müssen, was mir Spaß, Stärke und Lebensfreude zurück bringt.
Kehren wir zum Anfang zurück… ich habe Schwierigkeiten, diesen Eintrag zu schreiben, weil mein Redebedürfnis sehr klein geworden ist. Ich muss nichts mehr alleine mit mir ausmachen. Vor allem gibt es gerade wenig negatives, dass ich überhaupt mit irgendwem ausmachen muss. Es läuft. Gut. Wirklich gut. Mir geht’s gut.
Wer ein wenig was von mir mitkriegen mag, muss entweder bei Instagram vorbeischauen, oder bei twitch. Da gibt‘s einen Zeitplan, anhand dem man sieht, wann ich online bin.
Ansonsten freu ich mich, jeden Menschen, der mich zuletzt vor der Klinik gesehen hat, wiederzusehen und euch dann über beide Ohren anzugrinsen. Mein Physiotherapeut brachte es gestern schön auf den Punkt: „Man sieht es ihnen richtig an, wie gut ihnen das alles getan hat und dass es ihnen was gebracht hat. Scheint nicht nur von kurzer Dauer zu sein, sondern lange anzuhalten. Das freut mich für Sie.“
Ein schöneres Kompliment könnte man wohl kaum bekommen… wenn jemand weiß, wie du aussahst, als es dir nicht gut ging und dir jetzt ansieht, wie gut du dich fühlst…